Weitgehende Entlastung

Beschlüsse der DFL-Mitgliederversammlung

Mehrere wegweisende Entscheidungen hat die heutige Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) gebracht. Neben der Aussetzung des Spielbetriebs geht es dabei um ein Maßnahmen-Paket zur Lizenzierung, die Einrichtung einer Task Force "Sportmedizin/Sonderspielbetrieb" und standortbezogene Produktionskonzepte für Spiele ohne Stadionbesucher. "Bei allen Beteiligten ist der Wunsch nach gemeinsamen und solidarischen Lösungen stark spürbar. Über diese positiven Signale freuen wir uns sehr. Zudem haben die DFL-Führung, ihre Gremien und Mitarbeiter herausragende Arbeit geleistet", erklären die Geschäftsführer Martin Hornberger, Ralf Huschen und Martin Przondziono nach der Sitzung.

Hier die Pressemitteilung der DFL im Wortlaut:

"Vor dem Hintergrund des Coronavirus und seiner Folgen haben die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga am heutigen Dienstag im Rahmen einer Mitgliederversammlung der DFL Deutsche Fußball Liga einstimmig beschlossen, den Spielbetrieb in der Bundesliga und 2. Bundesliga bis mindestens 30. April auszusetzen. Das Gremium, das erstmals in Form einer Video-Konferenz tagte, folgte damit einer Empfehlung des DFL-Präsidiums. Zudem wurde die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung für den 17. April festgelegt.

In der heutigen Mitgliederversammlung wurden mögliche Szenarien und denkbare Handlungsoptionen für die kommenden Wochen und Monate vorgestellt. Im Wissen darüber, dass externe Faktoren wie die Verbreitung des Virus und die Bewertung durch die Politik für die
Entwicklung in den kommenden Wochen maßgeblich sind, wurden folgende Punkte konkret beschlossen:

* MAßNAHMEN-PAKET LIZENZIERUNG
Da die derzeitige Unterbrechung des Spielbetriebs alle 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga gleichermaßen unverschuldet vor kaum
planbare Herausforderungen stellt, werden die Vorgaben im Lizenzierungsverfahren vorübergehend an die Situation angepasst. Dies
betrifft vor allem die Bestimmungen zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und deren Prüfung vor und während einer Spielzeit. Ziel ist es, allen Clubs die Möglichkeit und Zeit zu geben, die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen und den regulären Spielbetrieb fortzusetzen, um sämtliche Wettbewerbs-Entscheidungen auf sportlichem Weg zu erreichen.

Konkret bedeutet das für die laufende Spielzeit, dass der Abzug von neun Gewinnpunkten als Sanktion für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens (§ 11 Nr. 5 der Lizenzierungsordnung) ausgesetzt wird. Im Fall einer Insolvenz in der kommenden Saison würde eine
Sanktion in Höhe eines Abzugs von nur drei Punkten erfolgen. Weiterhin wird im jetzt anstehenden Lizenzierungsverfahren für die
Spielzeit 2020/21 auf die Überprüfung der Liquiditätssituation der Clubs verzichtet. Allerdings zieht die DFL die Überprüfung der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der nächsten Spielzeit von Ende Oktober auf Mitte September vor, um möglichst zeitnah auf
Basis der Jahresabschlüsse zum 30. Juni 2020 ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Lage der einzelnen Clubs zu erhalten. Sollten im
Rahmen dieses Prüfverfahrens festgestellte Liquiditätslücken nicht geschlossen werden, wird dies ebenfalls nicht mehr mit einem
Punktabzug sanktioniert, sondern mit einer Restriktion der Transfer-Aktivitäten des jeweiligen Clubs.

Zur Saison 2021/22 soll das Lizenzierungsverfahren wieder in der üblichen Weise angewandt werden – als Garant für die
wirtschaftliche Solidität und Stabilität des deutschen Profifußballs.

* EINRICHTUNG EINER „TASK FORCE SPORTMEDIZIN/SONDERSPIELBETRIEB“
Zur Erstellung eines Konzepts mit dem Ziel der medizinisch vertretbaren Fortführung des Spiel- und Trainingsbetriebes ist eine
medizinische Task Force gegründet worden. Diese wird im ersten Schritt alle Covid-19 Fälle bei den Clubs der Bundesliga und
2. Bundesliga zentral dokumentieren. Darüber hinaus wird von der Kommission ein Vorgehen erarbeitet, mit dem eine engmaschige,
unabhängige Testung von Spielern und weiterem Personal unter anderem unmittelbar vor den Spieltagen durchgeführt werden kann. Weiterhin werden sowohl organisatorische Maßnahmen im Stadion zur Vermeidung von Übertragungen (Hygiene, Desinfektion, Distanz etc.) als auch spezielle Abläufe bei der Spiel- und Trainings-Organisation definiert und in einem Leitfaden einheitlich festschrieben. Dabei wird eine enge Abstimmung mit externen Experten und Behörden gesucht.

Den Vorsitz der Task Force übernimmt Prof. Dr. med. Tim Meyer, ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes und zugleich Arzt der deutschen Nationalmannschaft. Weitere Mitglieder sind unter anderem: Prof. Dr. med. Barbara Gärtner (Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie; Universität des Saarlandes), PD Dr. med. Werner Krutsch (Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie; FIFA Medical Centre of Excellence, Universitätsklinikum Regensburg) und Dr. med. Markus Braun (Leitender Arzt der Abteilung für Sportmedizin am Klinikum Westfalen, Mannschaftsarzt von Borussia Dortmund und Sprecher der Mannschaftsärzte).

* STANDORTBEZOGENE PRODUKTIONSKONZEPTE FÜR SPIELE OHNE STADIONBESUCHER
Die Mitgliederversammlung hatte bereits am 16. März einstimmig zum Ziel erklärt, die aktuelle Saison bis Ende Juni zu Ende spielen zu wollen – gegebenenfalls gezwungenermaßen ohne Stadionzuschauer. Diese Spiele sollten – unter Voraussetzung der rechtlichen
Zulässigkeit und selbstverständlich medizinischen Vertretbarkeit – mit einem möglichst geringen Personalaufwand in den Bereichen Sport,
Medien und allgemeine Organisation in den Stadien durchgeführt werden. Ziel ist es, diesbezüglich klare Verabredungen innerhalb der
Ligen zu treffen, um verbindliche und verlässliche Lösungen vorzulegen.