"Erstaunlich gut"

Gespräch nach der Quarantäne mit Leo Zingerle

Mit dem heutigen Tag ist die häusliche Quarantäne für die betroffenen SCP07-Kicker aufgehoben. Torwart Leopold Zingerle (Foto) musste in den vergangenen 14 Tagen auch in den eigenen vier Wänden bleiben. Er erlebt wie die meisten Akteure in der Bundesliga-Saison 2019/2020 seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt. Im Gespräch mit www.scp07.de spricht Zingerle über die Spielabsage in Düsseldorf, seine Gefühlslage in den folgenden Tagen und das aktuelle individuelle Training. 

Fangen wir mit der wichtigsten Frage an: Wie geht es Dir aktuell, und wo treffen wir Dich gerade an?
Ich bin zu Hause, und mir geht es gut. Nach wie vor habe ich keine Symptome oder gesundheitlichen Probleme. Auch mental fühle ich mich erstaunlich gut. Eigentlich hatte ich mir die Quarantäne zäher vorgestellt, es kam aber keine Langeweile auf.

Wie groß ist die Erleichterung bei Dir, dass die Quarantäne für alle Spieler mit dem heutigen Tag aufgehoben ist?
Es ist natürlich eine gewisse Befreiung, die sich aber in Grenzen hält. Schließlich gelten nach wie vor die Beschränkungen des öffentlichen Lebens, die von allen auch jungen Menschen unbedingt eingehalten werden sollten. Ich freue mich darauf, wieder selbst einkaufen und draußen laufen zu können.

Schauen wir einmal zurück auf die vergangenen zwei Wochen. Welche Erinnerungen hast Du an die Spielabsage in Düsseldorf?
Das war ein total komischer Tag. Wir sind ganz normal losgefahren, vom Abschlusstraining bis hin zum Frühstück am Spieltag lief alles wie immer. Dann kam der erste Verdachtsfall und die zentrale Frage: Wird das Spiel stattfinden? Das hat mich schon durcheinander gebracht, zumal es den Tag über ein regelrechtes Auf und Ab gab. Wir waren alle erleichtert, als Gewissheit herrschte.

Es folgten die Rückfahrt und die Nachricht zum positiven Test von Luca Kilian. Wie war Deine Gefühlslage in diesen Stunden?
Nach der Ankunft in Paderborn haben wir länger in der Kabine gesessen, bis die definitiven Informationen kamen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Virus erst richtig real geworden. Seitdem hat sich viel verändert. Vor allem natürlich die Totalabsage des Spiel- und Trainingsbetriebs. In den ersten Tagen habe ich auf jede Kleinigkeit geachtet, nach dem Bekanntwerden der Testergebnisse kam etwas Ruhe auf.

Seit dieser Zeit steht die individuelle Fitness im Vordergrund. Wie läuft der Tag bei Dir ab?
Ich stehe morgens früh zusammen mit meiner Freundin auf, die im Home Office arbeitet. Im Regelfall absolviere ich eine längere Trainingseinheit am Tag. Die Trainingspläne von unserem Athletiktrainer sind sehr gut und haben die richtige Intensität. Die freie Zeit nutze ich auch dafür, in meinem Sportmanagement-Studium voranzukommen.

Torwarte müssen sich sicher anders fithalten als Feldspieler. Wie unterscheidet sich Dein Programm?
Die Trainingspläne sind zunächst unabhängig von einzelnen Positionen. Ich habe mir vom Verein zusätzlich eine Langhantel bringen lassen, damit ich Torwart-spezifische Übungen durchführen kann. So habe ich mein eigenes Programm entwickelt, das auf vergleichbaren Übungen aus dem regulären Trainingsbetrieb aufbaut.

Wenn Du die aktuelle Situation im Training mit dem normalen Modus vergleichst? Was vermisst Du zurzeit am meisten?
Ganz klar: Bälle zu fangen! Die individuellen Programme sind schon echt top, aber das Agieren im Team können sie nicht ersetzen. Es gibt keinen Wettstreit mit den anderen Jungs, das fehlt mir schon sehr.

Kommen wir mal zu den Dingen neben dem Fußball. Hat sich der Kontakt mit Familie und Freunden verändert?
Für mich nicht wirklich, da mein persönliches Umfeld ja in Bayern zu Hause ist. Wir halten den telefonischen Kontakt wie immer, und sprechen auch über andere Themen.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet zusammen mit den Clubs an einer Weiterführung der Saison. Wie ist Deine Meinung dazu?
Ich bin ganz klar dafür, weil dann klare Verhältnisse geschaffen werden. Viele mögliche Probleme können mit einer regulären Beendigung der Spielzeit ausgeräumt werden. Wir wollen auf jeden Fall weiterspielen!