Der gemeinsame Weg

(1985 - heute)

Am 1. Juni 1985 geschah etwas, was viele Paderborner und Neuhäuser lange Zeit für undenkbar gehalten hatten. Nachdem der SV 07/10 Schloß Neuhaus und der FC Paderborn lange Zeit in der Oberliga (damalige 3. Liga) gegeneinander angetreten waren, schlossen sie sich zum "TuS 07/10 Paderborn-Neuhaus" zusammen. Klares Ziel dieser Fusion war die Rückkehr in den so genannten bezahlten Fußball. 

Grenzenloser Jubel - hochverdient gewann der TuS Paderborn/Neuhaus 1994 die Westfalenmeisterschaft. (Foto: Grenzenloser Jubel - hochverdient gewann der TuS 1994 die Westfalenmeisterschaft)

Die erste gemeinsame Spielzeit 1985/1986 endete mit der Vizemeisterschaft in der Oberliga. Auch im DFB-Pokal sorgte der TuS für Furore: Im voll besetzten Hermann-Löns-Stadion führte Paderborn zur Pause gegen den Erstligisten Borussia Dortmund mit 2:0, am Ende dieses denkwürdigen Spiels stand eine 2:4-Niederlage. Auch in den folgenden Jahren spielte der Club um vordere Plätze der Amateur-Oberliga mit, der Aufstieg gelang aber noch nicht. 

Die Saison 1993/1994 brachte wieder Grund zum Jubeln. Nach einer beeindruckenden Aufholjagd mit 21 Spielen ohne Niederlage und 40:2-Punkten holte sich der TuS die Westfalenmeisterschaft. In der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga hatte Paderborn gegen Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf das Nachsehen. Immerhin gelang gegen den vierten Aufstiegsanwärter FC Augsburg vor 8.000 Zuschauern ein 2:0-Heimsieg und die Qualifikation für die neue dritthöchste Spielklasse, die Regionalliga. 

1997 folgte ein Umbruch in der Geschichte des Paderborner Fußballs: Der Verein gab sich mit "SC Paderborn 07" (SCP07) einen neuen Namen, der bis heute Bestand hat. In der Saison 1998/1999 platzte auf Grund von Verletzungen der Traum vom Aufstieg auf der Zielgeraden. Die Spielzeit 1999/2000 brachte dann einen Rückschlag: Am letzten Spieltag stieg der SCP07 wegen eines einzigen Tores in die Oberliga ab. 

Allerdings konnte der SCP07 den "Betriebsunfall" umgehen korrigieren. Bereits fünf Spieltage vor dem Ende der Saison 2000/2001 war die Westfalenmeisterschaft und die Rückkehr in die Regionalliga perfekt. Außerdem holte sich der Club mit einem 3:1-Endspielsieg gegen SF Siegen zum dritten Mal in Folge den Westfalenpokal. Hinzu kam ein Top-Spiel im DFB-Pokal: Vor 25.000 Zuschauern in Bielefeld und einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen gab es ein 1:5 gegen den Rekordmeister und Rekordpokalsieger FC Bayern München. 

Vier Jahre später machte der SCP07 im DFB-Pokal erneut Schlagzeilen. Gegen den Erstligisten Hamburger SV (4:2) und gegen den Zweitligisten MSV Duisburg (2:1) gab es begeisternde Siege im Hermann-Löns-Stadion. Als sich später herausstellte, dass das Hamburg-Spiel in den Wettskandal ("Hoyzer-Affäre") verwickelt war, zog der Verein mit Suspendierungen und Geldstrafen die nötigen Konsequenzen. 

Gemeinsame Freude - Rene Müller und Alexander Löbe feiern den Aufstieg 2005 in die 2. Bundesliga. (Foto: Gemeinsames Glück - Rene Müller und Alexander Löbe feierten den Aufstieg 2005 in die 2. Liga)

Aber auch davon ließ sich der SCP07 auf seinem Weg in die 2. Bundesliga nicht aufhalten. Die Saison 2004/2005 brachte den verdienten Lohn: Am 4. Juni 2005 löste das Team mit einem 4:0-Sieg bei VfL Wolfsburg (A) und der Vizemeisterschaft das Ticket für die Rückkehr. Bei der Aufstiegsfeier vor dem Paderborner Rathaus feierten 5.000 Anhänger ihren Club, der nun zurück war im "Konzert der Großen". 

Die Rückkehr in die zweithöchste deutsche Spielklasse brachte eine weitergehende Professionalisierung der Vereinsarbeit mit sich. Sportlich beendete der SCP07 die Saison 2005/2006 als bester Aufsteiger auf Platz 9. Mit erfrischendem Offensivfußball begeisterte die Mannschaft vor allem in der Hinrunde. Parallel startete der Bau eines neuen Fußballstadions, der sich auf Grund von Anwohnerklagen aber verzögerte. 

So musste der SCP07 die kommenden beiden Spielzeiten noch im Hermann-Löns-Stadion verbringen. Im Spieljahr 2006/2007 sorgten drei Trainerwechsel für erhebliche Turbulenzen. Dennoch konnte das Team mit einem 1:0-Sieg beim Aufstiegsaspiranten SC Freiburg zwei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt perfekt machen. Schlechter lief es darauf folgenden Jahr: Auf Grund mehrerer langwieriger Verletzungen war die 2. Bundesliga nicht mehr zu halten. 

Im neuen Stadion mit 15.000 komplett überdachten Plätzen nahm der SCP07 dann in der Saison 2008/2009 den Anlauf zum direkten Wiederaufstieg. Zunächst lief für den ersten Tabellenführer und ersten Herbstmeister der neu gegründeten, bundesweiten 3. Liga alles optimal. Doch dann schien dem SCP07 die "Luft" auszugehen. Mit einer Energieleistung erreichte das Team den dritten Tabellenplatz, der zur Relegation mit dem Drittletzten der 2. Bundesliga berechtigte. Mit zwei denkwürdigen 1:0-Siegen gegen den VfL Osnabrück reichte es zum Happy End – und damit zum fünften Jahr in der 2. Bundesliga. In den kommenden Spielzeiten etablierte sich der SCP07 in der 2. Bundesliga und sorgte bundesweit für Aufsehen, als der Club in der Saison 2011/2012 bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielte.

Ausgelassener Jubel - Tausende Fans feiern auf dem Rathausplatz 2008 den Wiederaufstieg des SCP in die 2. Liga.) (Foto: Ausgelassene Freude - Tausende Fans bejubelten auf dem Rathausplatz den Wiederaufstieg 2009)

Zwei Jahre später gelang den Paderborner in der Saison 2013/2014 der Traum vom Sprung in das "Oberhaus" durch einen 2:1-Heimsieg am letzten Spieltag gegen den VfR Aalen. In der höchsten deutschen Spielklasse sorgte der SCP07 für Furore und stand am vierten Spieltag sogar an der Tabellenspitze. Nach einem guten zehnten Tabellenplatz in der Winterpause war der Abstieg dennoch nicht vermeidbar. In der Saison 2015/2016 in der 2. Bundesliga lief alles gegen Paderborn. Trotz zahlreicher namhafter Verpflichtungen geriet der Verein in eine Abwärtsspirale, aus der er sich nicht befreien konnte. So musste der SCP07 erneut den Weg in die 3. Liga antreten. Hier ging der "freie Fall" weiter, erst durch die fehlende Lizenz für den TSV 1860 München konnten die Paderborner nachträglich die Spielklasse erhalten. In dieser Form konnte es nicht weitergehen - ein kompletter Neuanfang musste her.

Unter der Regie von Rekordspieler Markus Krösche, der als Geschäftsführer Sport zum SCP07 zurückkehrte, und Chef-Trainer Steffen Baumgart entwickelte der Verein eine neue Philosophie, die von einer offensiven Spielweise geprägt war. Zwei Mal in Folge schafften die Paderborner sensationell den Aufstieg aus der 3. Liga in die höchste deutsche Spielklasse. Zwar holte der SCP07 in der zweiten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte 2019/2020 nur 20 Punkte, sammelte aber viele Sympathiepunkte durch sein authentisches Auftreten. In den folgenden Spielzeiten will sich der Verein dauerhaft unter den Top 30-Clubs im deutschen Fußball etablieren.

(Foto: Gemeinsamer Jubel - Drei Punkte im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf)